Solidarity with Women in Distress (SOLWODI)

Jasmin ist 18 Jahre alt, Tochter ausländischer Eltern, in Deutschland geboren und aufgewachsen. Vor einem Jahr nahm ihr Vater sie mit in sein Heimatland, wo sie ihrem Cousin versprochen wurde. Weil sie sich gegen die versprochene Heirat wehrt, wird sie während des Aufenthalts eingesperrt und vom eigenen Vater sowie ihrem zukünftigen Ehemann geschlagen.

Zurück in Deutschland bekommt sie immer wieder Schläge von ihrem Vater, denn sie weigert sich der Hochzeit zuzustimmen. Als sie völlig verstört im Jugendclub erscheint, wird ihre Not für die anderen sichtbar: das Flugticket sei bereits gekauft, der Hochzeitstermin stünde fest. Der Clubleiter nimmt sich Zeit für sie und vermittelt sie dann weiter an SOLWODI.(1)

Fälle wie Jasmins sind SOLWODI nicht neu – im Jahre 2003 kamen 22 Mädchen und junge Frauen zu SOLWODI, die entweder von einer Zwangsverheiratung bedroht waren oder bereits in einer Zwangsehe lebten. Seit 1987 kümmert sich SOLWODI um Frauen und Mädchen ausländischer Herkunft in Deutschland, die durch Menschenhandel, Prostitutionstourismus, Zwangsheirat, Heiratshandel oder Gewalt in Not geraten sind.

Die 10 SOLWODI Beratungsstellen in 4 Bundesländern bieten den Migrantinnen Zufluchtsorte, an denen sie Schutz, Beratung und konkrete Hilfe bekommen. Wenn nötig wohnen die Frauen vorübergehend in einer der anonymen Schutzwohnungen. Bei dem ersten Treffen mit den Beraterinnen sind die Frauen häufig verzweifelt und haben große Angst. In persönlichen Gesprächen gelingt es, eine Vertrauensbasis aufzubauen und neue Zukunftsperspektiven zu entwickeln. Die Hilfe umfasst Beratung, Verhandlungen mit Ämtern, Unterstützung bei Fragen des Aufenthaltsrechtes, Vermittlung von Rechtsbeistand (Scheidung, Unterhalt, Sorgerecht, Nebenklagevertretung in Menschenhandelsprozessen), Hilfe bei der Wohnungs-, Arbeits- oder Ausbildungsplatzsuche u.v.m. Diejenigen, die Opfer von Menschenhandel, Heiratsvermittlung oder Prostitutionstourismus geworden sind, haben sexueller Gewalt und Erniedrigung erlebt und sind durch ihre Erlebnisse traumatisiert. Hier ist eine besonders intensive Betreuung nötig. Frauen, die als Zeuginnen gegen Täter vor Gericht aussagen müssen, werden von den Beraterinnen zum Prozess begleitet und bei der Verarbeitung der erneuten Traumatisierung unterstützt.

Dossier #13: Ehe und Migration. Der privilegierte Status, den eine Ehe gewährt, geht einher damit, ihn nicht jedem und jeder einzuräumen bzw. einigen den Zugang zu erschweren. In Deutschland betrifft dies vor allem Partnerschaften, in denen einer der Partner nicht den deutschen Pass besitzt.

  1. Ehe und Migration
  2. Die Geschichte der Ehe
    (Daniela Schmohl)
  3. Heirat zwischen Arrangement und Zwang
    (Siri Pahnke)
  4. Eine Form der Zwangsheirat: Die Imamehe
    (Daniela Schmohl)
  5. Binationale Ehe: Scheinehe – Schutzehe – Zweckehe?
    (Clara Kücük)
  6. Schutzehe.de – ein Kunstprojekt
  7. Interview mit einem so genannten »Scheinehepaar«
  8. Rezension: Antje Dertinger: »Schenk mir Deinen Namen.«
    (Katja Brunsch)
  9. Solidarity with Women in Distress
  10. ROSA e.V.
  11. Weiterführende Materialien

2005 wird sich SOLWODI mit neuen Fällen von Frauen in Not befassen, denn in Zeiten der Globalisierung ist der Markt für die »Ware Frau« noch größer geworden.

(1) übersetzt etwa: Solidarität mit Frauen in Krisensituationen

Kontakt:
Solwodi Deutschland e.V.
Propstei Str. 2
56154 Boppard
solwodi@t-online.de

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